Als ich neulich am Webstuhl saß, kam mir plötzlich das Wort "Songline" in den Kopf, das australische Ureinwohner in Zusammenhang mit einer Initiationsreise verwenden.
Diese verbindet sie mit Ihren Vorfahren, mit den Mythen und dem Wirken in Ihrer Kultur.
Ich suchte nach einem deutschen Wort, dass meine Arbeit am Handwebstuhl im Zusammenhang mit all meinen Vorläufern beschreiben könnte.
Nach 10 oder 20 Zentimetern Schalweben kam ich auf "Schöpfungsfaden".
Diese Verbundenheit mit all den Ideen und Entwicklungen meiner Vorweber stellt sich mir oft vor Augen. Schon in der Lehre habe ich oft gedacht, wie sehr wir den Erfindungen der Generationen vor uns dankbar sein können. Wie verbunden wir nach wie vor sind, wie wir etwas weiterführen, was lange vor uns angefangen hat.
In meiner eigenen Arbeit ist es ebenso:
Eine Kette knüpft an die davorgehende an. Die Erfahrungen, die ich mache, können in die nächsten Arbeiten einfliessen.
Farben die ich für einen bestimmten Schal gefärbt habe, zeigen in einer neuen Kette eine weitere Facette ihrer Strahlkraft.
Das Schaffen und Schöpfen wächst, je länger man es fortführt.
Genauso oft sind es Anregungen von aussen: Kunden, die sich etwas bestimmtes wünschen, Themen und Abbildungen in Büchern und Zeitschriften oder - sehr oft - die Eindrücke der Landschaft, Pflanzen, Tiere.
All das kann Aufnahme in meine Arbeit finden. Eine wirklich sehr materielle Erfahrung der Empfindung, dass alles miteinander in Verbindung ist, in einem Schöpfungfaden, der immer weiter fortgesponnen werden kann und - in meinem Fall - sich auch mal gerne verkreuzen darf.
In diesem Zusammenhang steht auch die Ausstellung die ich zusammen mit meiner Kollegin Lucia Schwalenberg auf die Beine stelle. Durch zahlreiche Besuche und Gespräche, gemeinsame Reisen, das nachbarschaftliche Arbeiten hier am Deister sind wir, obschon wir sehr eigenständig und unabhängig voneinander arbeiten, vielfädig verbunden.
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